Umfrage: Wie performed ihr?

[meridian]

Hallo

Habt ihr nicht auch schon die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen im Publikum jede Sekunde zu zählen scheinen, bis der nächste Song startet?
Ich denke manchmal, dass das der ewige Vergleich zu der Fraktion "DJ" ist, dem wir unterliegen.

Es würde mich interessieren was eure bevorzugte Art zu performen ist.
Arbeitet ihr mit Runden? Wenn ja stellt ihr die vorher zuhause zusammen, oder spontan vorort? Passt ihr was vorort an?
Habt ihr "eine" Komplett-Songliste aus der ihr immer alles spontan rausfischt, oder arbeitet ihr
mit mehreren Songlisten um es übersichtlicher zu haben? Wenn ja - nach was habt ihr die eingeteilt?
Oder hängt ihr die Songs schon auf irgend eine Art zusammen, sodass alles am Stück kommt?
Und so weiter, und so weiter.
Würde mich interessieren was es da so alles für Spielarten gibt (die ich vielleicht noch gar nicht entdeckt habe?).
Was gibt es da für Philosophien/Denkweisen/Ansichten?

Musikalische Grüße
Klaus

[bubbi000]

Hallo Klaus,

ich habe nun viele Jahre nach dem "Richtigen" gesucht.
Viel nachgedacht und viel von dem analysiert was wir mit der Band selbst machen und was andere machen.
Mein Ergebnis:
Nichts von alledem was man Dir als Tip geben kann ("Spiel das so, dann so, mit der Playlist oder wie ein DJ, mach Pause da und keine dort...") alles blabla und nichts wert, weil, und das ist der einzige Tip der Dir überhaupt helfen kann und wird, DU musst es "verkaufen"!
Wenn Du das nicht kannst, hilft Dir die beste Playlist, die beste Hardware, das TopKeyboard und die tolle Lichtanlage NICHTS!

Ich möchte Dir kurz schreiben, warum ich davon überzeugt bin:
Wir spielen mit unsere Combo im Normalfall mit Keyboard, Guitar, Sax & Sängerin mit Files, haben ne tolle PA die gut klingt und einiges an Lichtequipment.
Dazu immer die neusten Songs...also das ganze schon mit etwas Aufwand
In dieser oder ähnliche Besetzung bereits seit 10 Jahren. Mittlerweile fühlt sich das für mich ziemlich eingefahren an, deswegen haben wir auf unseren letzten Auslandstrips etwas ausprobiert.
Gleiche Besetzung, aber OHNE Keyboard, ich also "nackt" mit an die "Front"
Die PA war grauselig, eine URalte Bose (Vorgänger der 802, ein Sub kaputt, kein Controller), gemischt haben wir uns mit einem Xair, Licht gabs auch, 2 Floorspots und etwas Licht an der Tanzfläche
Wir haben 2,5h Programm in 2 Sets gespielt, absolut KUNTERBUNT und kreuz und quer durcheinander, ohne jede Struktur, dafür mit jeder Menge Spass und noch mehr Gästekontakt.
Ich hab die Liste nicht mehr genau im Kopf, weiss aber dass nach dem Opener "Something happened" von Phil Collins gleich Andrea Berg kam, dann Kingston Town und Aint nobody, danach Shut up and Dance und You to me are everything, später dann Highway to hell nach Atemlos gefolgt von jetzt erst recht... usw. also ohne die typische Stylisierung im Set. Die Tanzfläche war 2,5h VOLL und mit voll meine ich auch voll.
Was soll ich sagen, ich war begeistert und die Gäste noch mehr, ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spass beim mukken...

Ich glaube die abgedroschene Phrase "Die Leute wollen unterhalten werden" ist immer noch brandaktuell. Pack sie und überzeug sie davon, dass das was DU da gerade tust die allerbeste Art ist sie zu unterhalten, Du bist der Unterhalter, alles andere nebenher (Repertoire, PA, Licht, Key...) ist nur Beiwerk und im besten Falle Hilfsmittel dazu! Die Gäste haben uns im Nachhinein nicht für tolle Stimmen, schöne Lieder gelobt oder sonstige übliche Lobhudeleien. Sie haben uns den Spass angesehen der ansteckend war und das man gar nicht anders konnte als mitzumachen...
All das ohne Gedanken an Playlist, ohne guten Sound, ohne Lichteffekte ....Ein besseres Lob gibt es doch gar nicht!

Sorry für die lange Ausführung
LG
Klaus

[meridian]

Danke für die Antwort. Auch eine Art zu performen.
.
Dieser Auslandsauftritt mag eine tolle Erfahrung gewesen sein. Aber ob man daraus eine Verallgemeinerung ableiten darf?
So genau hast du das nicht beschrieben, aber man darf vermuten, dass es sich um ein Publikum im Urlaub gehandelt haben dürfte?
Dann ist eh alles ganz anders.
Wir (also meine Band) kommen nicht so weit rum - sind nur in kleinem Umkreis tätig.
Da ist die Situation und der Anspruch des Publikums oft so, dass getanzt werden will.
Wenn dann die Tempi und die Tanzschritt-Art sprunghaft hin und her geändert werden, dann läuft das Publikum schon mal davon.
Das andere Thema ist, dass Verzögerungen zwischen den Songs angeprangert werden. Bloß keine Pausen zwischen den Songs.
Nicht umsonst sind die DJ's eine harte Konkurrenz, denn die haben genau diese Faktoren im Griff.
.
Und bitte hier NICHTS als Kritik verstehen. Es ist mit Absicht als "Umfrage" betitelt worden.
Also "wie ergeht es euch da draußen in der Praxis" - und wie setzt ihr das mit dem LivePlayer um?
Fällt die Entscheidung welcher der nächste Song wird, während des gerade gespielten Songs und bedient ihr dann während des Spielens den LivePlayer? Sowas eben.

Viele liebe und musikalische Grüße an alle

[bubbi000]

Ich glaube Du hast meinen Post nicht verstanden, es ging nicht darum wie ICH mein Repertoire gestalte, sondern WIE ich es verkaufe.
Ich denke wenn Du überzeugt von dem bist was Du tust und Spaß dabei vermittelst, dann ist es auch richtig!

Zwischen den Songs überlegen was als nächstes kommt ist auf jeden Fall ein NoGo...
LG
Klaus

[Hamberger]

Guten Morgen,

ich denke, keine Pausen zwischen den Songs aufkommen zu lassen und Musikrunden passend
zum Publikum und Stimmung zusammenstellen ist das Mindeste, was man von einem Bühnenmusiker verlangen kann.

Seit ich mit dem PCLP arbeite ist das eh kein Problem mehr. Früher musste man ja noch blättern.

Ich stelle keine Runden oder ein Programm zusammen. Das ergibt sich in der Regel am Abend.

Meine Songliste im PCLP ist wie folgt aufgebaut:

ab 1 Tanzmusik
150 Tanzmusik - langsam
180 Tanzmusik - alte Songs
200 International
300 Party
370 Fasching
400 Volksmusik (Akkordeon)
500 Instrumentaltitel
ab 1000 Ausgemusterte Songs, die vielleicht mal gewünscht bzw. gespielt werden

So habe ich immer ca. 30 Vorschläge im Blick und brauche nie weit "springen" .

Ich spiele ausschliesslich mit Styles und nutze den PCLP nur als Textanzeige mit Programmwechsel-Befehl.

Gruss

Ady

[meridian]

Danke Ady für die gute und ausführliche Antwort
Heißt Programmwechsel, dass der Liveplayer den Sound (oder Style?) an deinem Keyboard umschaltet?
.
Du bereitest nichts vor (keine Runden oder sonstiges). Dein Werkzeug ist eine gut sortierte Songliste.
Wenn du dann keine Pausen zwischen den Songs hinbekommst, dann entscheidest du während des gerade gespielten Songs
welcher der nächste sein wird. Du markierst also den nächsten Song, während du den jetzigen Song gerade spielts.
Sehe ich das richtig?
.
.
Die Umfrage zielte eigentlich darauf ab, ob die ganzen Features der Software ausgenutzt werden.
Oder werden die gar nicht genutzt?
Zum Beispiel wären mögliche Fragen an die Gemeinde:
- Benutzt ihr Marker und arbeitet ihr mit Loops. Und wenn ja, wie läuft das dann bei euch?
- Benutzt ihr "Drumsolo"
- und was weiß ich was es noch für Funktionen gibt

[Hamberger]

Hallo Klaus,

Der Programmwechsel-Befehl vom PCLP schaltet meinen Tyros um. Das ist richtig
Ich bereite in der Tat nichts vor, weil das Publikum und die Stimmung
ja auch nicht vorhersehbar ist.
Pause zwischen den Titel gibt es nicht.
Ein Titel wird, u. U. auch mit einer kleinen Anmerkung zum Text oder Tanzart,
angesagt und los geht´s.
Ich habe eine programmierbare Zehnertastatur von Cherry rechts auf dem Key liegen.
Deshalb brauche ich nicht mal auf dem Bildschirm rumtippen.
Markieren brauche ich auch nicht. Ich sehe ja ob ich die Nummer 15, 30, oder 60 spielen will.
Nummer eintippen-Enter- und .......spielen.

Marker, Loops, Drumsolo.... brauch ich nicht

Gruss

Adolf

[omex]

Hallo Klaus,

mir ist das so noch nicht passiert das man mich mit einem DJ vergleicht. Kann auch sein das die Leute die mich buchen Live- oder besser gesagt halb-live Musik wollen und zu schätzen wissen. Dazu muss ich sagen ich bin jetzt 60 bin und mein Haupt - Publikum so zwischen 35 und 80.

Ich arbeite mit dem PCLP und ohne vorgefertigte Set - Listen oder Programme, ich beobachte was im Publikum passiert und entscheide aus dem Bauch was ich als nächtes mache. Dazu benutze ich während dem Spielen den 3fach Fuss - Schalter von Midiland ( hoch - runter - start ) damit brauche ich auch nicht auf den Bildschirm zu tippen. Ich arbeite in Blocks mit ca. 45 Minuten dauer. Runden setzte ich nur Themenbezogen oder mit Kostümierung ein, wenn ich mit Sendern im Publikum unterwegs bin.

Die Pausen zwischen den Songs fülle ich mit kleinen, gut verständlichen Ansagen oder Anekdoten und Geschichten, passend zum vergangenen oder nächsten Song, die ich mir vorher für jedem Song ausgedacht habe. Was ich nie erwähne sind Interpret oder Titel, ich möchte mich mit niemandem Vergleichen und das Publikum erkennt hoffentlich selbst um welchen Titel es sich handelt. Das wichtigste bei mir ist, den Kontakt auf eine ausgelassene und humorvolle Art zum Publikum herzustellen.

Ich arbeite mit einer Songliste mit ca. 1400 Titeln ( MP3 und RTF Texte ) in 24 Blöcken aufgeteilt nach Jahrzehnten und Genres die ich über die F - Tasten leicht erreichen kann. Was bei mir gut funktioniert um das Eis zu brechen ist das Spiel mit Buchstaben oder Jahreszahlen die ich mir vom Publikum zurufen lasse um dann spontan einen entsprechenden Song zu spielen.

Entscheidend ist am Ende des Tages doch das du authentisch bist, und du Freude an dem hast was du tutst. Wenn das Publikum merkt welchen Spaß du hast, ist es auch breit mitzugehen. Immer vorausgesetzt man beherrscht seine Stimme und sein Instrument. Nur Knöpfe drücken und so tun als ob fällt selbst dem naivsten Publikum irgendewann auf.

Es muss erkennbar sein was du tust. 95 % PCLP und 5 % Musiker funktioniert meißt nicht. Ich versuche meine Playbacks nicht zu überladen und max. 70 % PCLP und mind. 30 % Live ( Gesang - Rhytmusinstrument - Solos ) zu erreichen.

so, ich denke das reicht fürs erste

musikalische grüße

omex

[manni0815]

Hallo Klaus,
bei mir ist's unterschiedlich. Während der Dinerphase schätze ich die Gäste und ihren Geschmack ein. Pausen zwischern den Liedern sind da wurscht.
Sobald die Gäste in Bewegung kommen lasse ich möglichst nur kleine Pausen und überbrücke mit Moderation. Das nächste Lied wähle ich beim Spielen aus und an. Mit Gitarre ist das etwas umständlich. Die passenden Lieder für die nächsten Sets schreibe ich in der Pause auf einen Zettel.
habe die Sortierung:
Deutsch A-Z
Englisch A-Z
Gaudi - Fasching
Dinner
Hochzeit
International
Instrumental
Neue Songs
In den Pausen lasse ich entsprechende Musik weiter laufen oder lege sogar auf, je nachdem was gerade gewünscht wurde. Für Abba bin ich zu wenig, für ACDC mir zu schade,... das läuft dann in den Pausen.
Wenn ich bei tobendem Publikum keine Lust mehr habe, meist nach 6(7) Std. spiele ich mehrere Rocknroll oder ähnlich fetzige Nummern, bis sie nicht mehr stehen können und dann den Rausschmeißer.
Grüße Manni